Rückblick & Vorausschau oder: Gedanken über den Sinn des Lebens…

Hattest Du auch schon mal so einen Moment im Leben, an dem Du innehalten musstest und Dir die Frage gestellt hast, was eigentlich der Sinn Deines Daseins ist – warum Du lebst, und wofür?

Nun, ich hatte solche Momente schon öfter, zum ersten Mal im Kindesalter, später als Jugendlicher und dann als junger Erwachsener. Was sollte ich mit meinem Leben anfangen? Welchen Zweck hat es? Wohin würde die Reise gehen?

Natürlich hatte ich gewisse Vorstellungen von meiner Zukunft, z.B. welchen Beruf ich ausüben und welche Dinge ich sehen/erleben/erlangen wollte, wo und wie ich leben würde, aber all das verschaffte mir keinen inneren Frieden, es war wie ein Juckreiz auf dem Rücken den man trotz aller ernsten Bemühungen nicht richtig stillen kann.

Die Frage die in mir für Unruhe sorgte war letztlich: Leben wir um zu sterben? All die Pläne die ich hatte gaben mir keine wirkliche Befriedigung wegen des Bewusstseins, dass am Ende der Tod stehen würde, und von alldem was ich tun, aufbauen oder erreichen könnte letztlich nichts übrig bliebe. Sollte das die ganze Wahrheit über das Leben sein?

Nun, viele denken so und leiten daraus für sich das Motto ab: „Genieße Dein Leben solange es geht!“. Über die Folgen dieser Einstellung werde ich in einem weiteren Artikel ausführlicher schreiben. Ich für meinen Teil kann und konnte mit dieser Art Glauben jedenfalls nichts anfangen, denn dieser würde unser Dasein zum reinen Selbstzweck erniedrigen, was für mich eine völlig unbefriedigende Vorstellung war und ist. Das wäre in etwa so, wie in einem Auto zu sitzen und im Leerlauf die komplette Tankfüllung zu verbrauchen, also ohne sich vom Fleck zu bewegen – die reinste Verschwendung von Ressourcen ohne jeglichen Wert oder Sinn
Irgendwann kam ich zu dem Schluss, ich müsse mir selbst ein Ziel stecken wodurch das (mein) Leben erst (s)einen Sinn bekommen würde. Dabei fiel mir der folgende Ausspruch ein, den ich Jahre zuvor als Zitat gelesen hatte:

„Ein Mann soll ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und ein Kind zeugen“.

(Anmerkung: Als Urheber dieses Spruches war damals ein berühmter Denker & Philosoph angegeben, doch bei einer Internetrecherche fand ich die unterschiedlichsten Angaben, so dass die wahre Quelle wohl als unbekannt gelten muss.)

Für eine gewisse Zeit war ich mit dieser Antwort und diesem Lebensziel zufrieden, zumindest hatte ich endlich eine Richtung gefunden die einen tieferen Sinn ergab. Den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus zu richten, also über das eigene Leben hinauszusehen, ja, das war ein gewisser Durchbruch für mich der mir für einen Moment half, mich mit der Endlichkeit des menschlichen Daseins zu arrangieren.

Doch irgendwann kamen wieder Zweifel in mir hoch, denn trotz aller Bemühungen war die Aussicht nicht befriedigend, dass ich z.B. einen Baum, den ich pflanzen würde wohl nie in voller Pracht erleben könnte, wofür man ja mehr als ein Menschenleben bräuchte.

An diesem Punkt kam mir der folgende Ausspruch zur Hilfe:

„Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen…“

(Anmerkung: Der tatsächliche Urheber dieses Ausspruches ist wohl ebenfalls unklar…)

Ich fand diesen Gedanken anfangs etwas befremdlich, doch je mehr ich darüber nachdachte, desto wunderbarer wurde er. Ich erkannte seine tiefe innere Schönheit, die sich langsam wie eine Blüte entfaltete und dabei eine herrliche, positive Einstellung offenbarte.

Das war es wonach ich gesucht hatte und von dessen Existenz ich im Innersten Überzeugt war, ein Ausweg aus der Begrenztheit der menschlichen Existenz – der Glaube an einen neuen Morgen über den letzten Tag hinaus!

Solch eine Aussicht vermag einem die Kraft zu verleihen, bis zum letztmöglichen Moment mit Freude auszuharren und etwas sinnvolles zu tun, auch wenn es vom gegenwärtigen begrenzten Standpunkt aus betrachtet sinnlos erscheinen mag.

Bis zum heutigen Tag finde ich diese Perspektive wunderbar und ich bin sehr dankbar dafür, dass dieser Ausspruch überliefert wurde, denn er ebnete mir vor Jahren den Einstieg zu einer Lebenseinstellung, die – aus meiner heutigen Selbsteinschätzung betrachtet – weitestgehend befreit ist vom egoistischen und materialistischen Denken.

Ich möchte an dieser Stelle jeden Leser dazu einladen, sich selbst einmal die Frage zu stellen, welche Taten, Ereignisse oder Erlebnisse der eigenen bisherigen Existenz einen tieferen Sinn gegeben haben. Was also stellt einen bleibenden Wert dar der auch nach Jahren/Jahrzehnten auf die eine oder andere Weise noch sichtbar oder wirksam sein wird?
Ganz sicher ist die Geburt eines Kindes, dessen Erziehung und Begleitung auf dem Weg ins Erwachsensein eine solch sinngebende Leistung, die einen bleibenden Wert geschaffen hat. Genauso das Retten eines Menschenlebens bzw. alle Kraftanstrengungen um das Leid anderer zu lindern oder um jemandem Lebenshilfe zu geben.

Sind es nicht solche Dinge – also das was man für andere tut – die dem eigenen Leben erst wahre Freude und Erfüllung geben? Wenn man anderen Freude schenkt, wird man selbst froh…

Der Ausspruch mit dem Apfelbäumchen war für mich jedenfalls der Beginn eines neuen, erfüllteren Lebensweges auf dem ich bis zum heutigen Tage bemüht bin zu gehen. Aus dem Gedanken heraus, auch im scheinbar letzten Moment des Lebens noch einen Baum zu pflanzen – nämlich für andere, für die Nachwelt – leitete ich bald die folgende Lebensmaxime ab:

„Handele in jedem Moment Deines Lebens so, dass Du gegenüber Deinen Angehörigen und anderen Mitmenschen mit reinem Gewissen dastehst, weil Du alles in Deiner Macht stehende für sie getan hast…“

Jahre später lernte ich einen guten Freund kennen der mir half dieses Lebensziel folgendermaßen weiterzuentwickeln: „Entscheide und handele stets so, dass Du mit allem was Du tust immer das größmögliche Gute für die größte Zahl an Mitmenschen erreichst. Strebe dabei zugleich das größtmögliche Wohl auf allen anderen Lebensebenen an.“

Was ist damit gemeint? Nun, neben dem eigenen Leben haben unsere Entscheidungen auch Einfluss auf unsere Familie, auf unsere Freunde, auf unsere Nachbarn und Kollegen, auf unsere Heimatgemeinde, auf das Land dessen Einwohner wir sind, auf die Umwelt in der wir leben, also die Tier- und Pflanzenwelt die uns umgibt und nicht zuletzt auch auf unseren Planeten als Gesamtsystem. All diese verschiedenen Ebenen – oder zumindest mehrere davon –  bei unseren Entscheidungen mit zu berücksichtigen, erhöht ohne jeden Zweifel die Werthaltigkeit des eigenen Handelns und damit auch den Sinn des eigenen Lebens.

In einem Satz ausgedrückt:

„Das Leben dreht sich nicht nur um uns…“

In den nächsten Artikeln möchte ich gerne mehr darüber schreiben, wie ich begonnen habe, dieses Prinzip bei meinen Entscheidungen im Leben anzuwenden und welche Wirkung das hatte.

Jeder der mich auf dieser Reise begleiten möchte ist herzlich willkommen! 🙂